Eric: Ein Zuhause mit unterschiedlichen Konfessionen, geschiedenen Eltern und Verlusten: Sich dennoch für eine glaubenstreue Lebensgeschichte entscheiden
Eric: Ein Zuhause mit unterschiedlichen Konfessionen, geschiedenen Eltern und Verlusten: Sich dennoch für eine glaubenstreue Lebensgeschichte entscheiden
Eric wuchs in einem Zuhause mit unterschiedlichen Konfessionen auf; er erzählt, wie er, trotz Tragödien in seiner Kindheit, seine persönliche Bekehrung zum Evangelium erkannte. Als Englischprofessor hat er eine besondere Sichtweise auf Lebensgeschichten und die Macht Gottes, unsere Lebensgeschichte zu beeinflussen. Eric spricht mit poetischer Einsicht darüber, wie man—auch in einem Leben voller Verlust—mit Würde leben kann.
Glaube ist nicht blind: Ich bin Sarah d’Evegnée und dies ist der Podcast von Glaube ist nicht blind. Der heutige Podcast ist eines unserer markantesten Beispiele und ich dachte mir, dass es interessant wäre, jemanden zu interviewen, den ich recht gut kenne, nämlich meinen Ehemann Eric d’Evegnée. In diesem Podcast wollen wir Themen wie Glauben, Fragen und Zweifel untersuchen. Eric, bitte stell Dich doch vor im Hinblick auf Deine Erfahrungen in der Kirche und mit Deinem Zeugnis—im Zusammenhang mit Deiner Kindheit.
Eric: Na ja, ich wurde in Connecticut geboren und mein Vater war Mitglied der Kirche. Als ich geboren wurde, war er weniger aktiv und meine Mutter war katholisch. Wir waren also eine ganze Zeit lang eine Teilmitgliederfamilie. Dann—als ich etwa 4 oder 5 war—wollte mein Vater wieder zur Kirche zurückkehren. Ich habe eine ältere Schwester und sie war damals um die 8 Jahre alt—kurz vor ihrem Taufalter. Und so fingen wir an, wieder zur Kirche zu gehen. Meine Mutter erhielt einige Missionarslektionen und wir gingen so wieder zur Kirche. Meine Großeltern waren aktive Mitglieder der Kirche gewesen. Sie hatten sich in Belgien der Kirche angeschlossen und wanderten 1950 oder 1952 in die USA aus. Während meiner Kindheit gehörten wir zu der Newtown Ward im Südwesten von Connecticut und ich habe viele Erinnerungen an diese Gemeinde. Ich kann mich gut daran erinnern, dass wir uns in dem Gebäude trafen, das später meine Junior Highschool werden sollte. Unser kleiner Zweig traf sich im Chorraum. Da versammelten wir uns. Damals musste man Land besitzen, um ein Kirchengebäude zu bekommen, und auch ausreichend Geld, um das Gebäude zu bauen. Deshalb verkauften wir als Gemeinde Karamell. Wir verkauften Karamell-Süßigkeiten bei der Danbury Fair und sammelten so ausreichend Geld. Es gab dafür auch Spenden und ich erinnere mich daran, dass wir das Kirchengebäude in Connecticut bauten. Jemand spendete das Grundstück und wir bauten dort das Gemeindehaus. Ich habe aus meiner frühen Kindheit viele Erinnerungen an diese Gemeinde und an einige der wunderbaren Menschen.
Glaube ist nicht blind: Ich finde es interessant, dass Du irgendwie dieses Fundament der Kirche haben konntest, aber vielleicht nicht so wie ich oder viele andere, bei denen es in der Familie ein Fundament gab mit Familienabend und Schriftenstudium und ähnlichem. Doch hattest Du das tatsächliche und symbolische Fundament jenes Gemeindehauses, dessen Bau Du beobachtet hast. Ab wann bemerktest Du, dass so etwas wie ein Zeugnis in Dir heranwuchs? Da ich Deine Frau bin, weiß ich, dass Du Deine Familie nicht als den Ort beschreiben würdest, wo Dein Zeugnis sich entwickelte.
Eric: Ja. Ich erinnere mich an meine erste Erfahrung in frühen Tagen—wenn ich sie so nennen kann—ich hatte einfach das Gefühl, dass es Gott gibt. Es war die Vorstellung, dass es da jemanden gibt, und ich konnte irgendwie seine Gegenwart oder Fürsorge für mich spüren. Und das fühlte ich schon, als ich noch sehr jung war. Ich erinnere mich daran, dass wir eine Schallplatte mit Bibelgeschichten und einen Plattenspieler hatten. Auch ein Buch mit Bibelgeschichten, und ich erinnere mich daran, es durchgelesen zu haben—es ähnelte einem Comic-Heft. Es gab diese kleinen Bildergeschichten und kleine Fenster mit Bildern zu den Geschichten. Und man spielte die Schallplatte ab und sie erzählte die einzelnen Geschichten. Irgendwie war da was dran. Ich weiß nicht genau. Ich vermute, dass mich das ansprach, und ich spürte, da war was dran. Und es war das wachsende Gefühl einer Gegenwart, die größer war als alles, was ich sehen konnte, und es war mit dem Gemeindehaus verbunden und mit meiner Erfahrung in der Kirche. Es war irgendwie bemerkenswert, dass es dieses Gefühl der Gegenwart Gottes schon gab, bevor ich erkannte: „Oh, das geschieht, wenn ich hier bin oder mit diesen Leuten zusammen bin.“ Mit Menschen wie meinen Großeltern, die wunderbar waren, und einigen Mitgliedern der Gemeinde—den Duncans und den Proudfoots und den älteren Mitgliedern der Gemeinde Newtown. Irgendwas fühlte ich. Genau das gleiche Gefühl hatte ich unter diesen Menschen.
Glaube ist nicht blind: Es gab also als Fundament ein Gefühl von der Gegenwart Gottes, obwohl Du Dir nicht sicher warst, was das war. Erzähle uns bitte ein wenig von dem, was in Deiner Kindheit passiert ist, das vielleicht eine Störung dieses Geistes oder dieser Verbindung verursacht haben könnte.
Eric: Ja. Es war für meine Eltern schwierig, so wie in vielen Teilmitgliederfamilien. Meine Mutter interessierte sich für die Kirche und wurde getauft und war eine kurze Zeit lang Mitglied; aber es lief nicht gut, weder in der Ehe meiner Eltern noch in der Mitgliedschaft meiner Mutter. Also ließen meine Eltern sich scheiden und meine Mutter ließ sich dann aus den Büchern der Kirche streichen. Und ich weiß keine Einzelheiten, worum es bei diesen Schwierigkeiten ging. Ich war zu der Zeit wohl acht oder neun. Ich will damit sagen, ich wusste, dass es Schwierigkeiten gab, war aber nicht alt oder reif genug, um all die Probleme wirklich zu verstehen. Das war wirklich eine Herausforderung. Meine Mutter wollte nichts mehr mit der Kirche zu tun haben—das erinnere ich sehr genau. Mein Vater, der woanders wohnte, kam immer und holte uns zur GFV (damalige Jugendorganisation der Kirche) ab, und auch das war eine gute Verbindung zum Gemeindehaus. Aber alles wurde schwierig. Das Leben wurde schwierig.
Glaube ist nicht blind: Und was dann geschah, machte alles noch komplizierter.
Eric: Ja. Meine Eltern waren geschieden und meine Mutter kämpfte in vielen Bereichen. Und als ich 11 war, also 1987, war ich mit meiner Mutter unterwegs, um Essen für den Abend zu kaufen, und wir wurden von einem betrunkenen Autofahrer angefahren und meine Mutter wurde dabei getötet.
Glaube ist nicht blind: Da ich weiß, wie alles ausgeht, wird es doch noch eine gute Geschichte. Wenn ich das hier aber höre, bin ich mir nicht sicher. Du unterrichtest Englisch. Du unterrichtest auch englische Literatur und ich auch. Wenn sich ein Leser diese Geschichte ansieht, mag er fragen: „Ist dies der Höhepunkt der Geschichte? Wie kann das um alles in der Welt ein Happy End geben?“ Da ich weiß, was Dir zugestoßen ist, und ich das ganze tragische Geschehen kenne, das Du beschreibst, muss es diesen Moment des verlorenen Sohnes notwendigerweise geben, obwohl Du diese Tragik nicht verursacht hast. Du hast Dich ja nicht entschieden, Dein Zuhause zu verlassen. Dein Zuhause hat Dich verlassen. Wie hast Du wieder zu Dir selbst gefunden?
Eric: Ich bin froh, dass wir jetzt darüber sprechen. Du beziehst Dich auf den verlorenen Sohn und den Gedanken, dass er in sich geht. So lesen wir es im Gleichnis und es geht so schnell. Wir gehen von Vers zu Vers und der Höhepunkt kommt sehr schnell. Meiner aber nicht. Ich brauchte ein Jahrzehnt. Es war schwierig. Daran erinnere ich mich sehr gut. Ich überlebte den Unfall, war aber körperlich schlimm zugerichtet.
Glaube ist nicht blind: Sowohl körperlich als auch seelisch.
Eric: Bei mir musste sehr viel genäht werden. Ich erinnere mich an eine der schwierigen Erfahrungen—und dies hat mir bei Gesprächen mit meinen Studenten und mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, geholfen. Ich erinnere mich daran, als ich endlich wieder laufen konnte, dass ich im Krankenhaus ins Badezimmer gegangen bin und im Spiegel mein Gesicht und die vielen Nähte gesehen habe. Und dann beginnt man, an diese „Gegenwart“ zu denken, die man früher gefühlt hat. Und man fragt sich: „Wo ist diese ‚Gegenwart‘jetzt?“ Und in jenem Augenblick fühlte es sich so an, als sei die „Gegenwart“ nicht mehr da.
Glaube ist nicht blind: Die Gegenwart Gottes?
Eric: Die Gegenwart Gottes.
Glaube ist nicht blind: Wie kam sie zurück? Kannst Du Dich an einen Moment erinnern, wo Du gedacht hast: „Ich glaube, sie kommt zurück“ oder „Sie wird wohl zurückkommen“. Mir gefällt Deine Aussage, dass in den wahren Geschichten, nicht den Gleichnissen, das Licht nicht einfach wieder eingeschaltet wird.
Eric: Ich glaube auch, das ist beim verlorenen Sohn so wichtig, und wir können das nicht einfach abtun. Als ich sagte „ein Jahrzehnt“, meinte ich wirklich ein Jahrzehnt. Das waren 10 Jahre, in denen ich das Gefühl hatte, verlassen zu sein.
Aber es war nicht alles schlimm. Und wenn ich mit anderen Menschen darüber gesprochen habe, die Ähnliches erlebt haben, waren diese Erfahrungen ungefähr gleich, man fühlt es scheibchen- und stückchenweise. Ich hatte meine Großeltern, die Mormonen waren. Und ich hatte meine Großeltern, die Katholiken waren. Und bei beiden Paaren war ihre Hingabe an Gott einfach wundervoll. Sie waren besondere Menschen. Und dann waren mein Vater und meine Schwester natürlich auch wundervoll. Und ich hatte da Familie. Es gab also Stücke und Scheiben.
Ich denke an ein Zitat von CS Lewis. Als er 10 war, starb seine Mutter und er schrieb darüber ein Buch mit dem Titel „Surprised by Joy“ (Überrascht von Freude). Im ersten Kapitel spricht er über den Tod seiner Mutter. Im allerletzten Teil dieses Kapitels sagt er etwas wirklich Wunderbares und ich denke, er trifft das gut, wie es für jemanden in dem Alter ist, wenn die Mutter stirbt—im vorpubertären Alter, in dem man alt genug ist, um etwas zu wissen, aber nicht wirklich alt genug, um es zu verstehen. Er sagt, der Tod seiner Mutter war wie Atlantis—damit verglich er ihn. Er sagt: „Es gab nur noch Meer und Inseln. Der große Kontinent war versunken—wie Atlantis.“ Und so fühlte es sich auch an. Das war das vorherrschende Gefühl. Aber, es gab Stücke und Scheiben, die wunderschön und jenseitig waren.
Um aber die Frage ganz zu beantworten: Ich gehe weg zur Universität von New Hampshire und studiere dort. Mein Hauptfach ist Englisch und ich besuche die Studentengemeinde Cambridge in Boston. Dort ging meine Schwester zur Kirche. Ich fahre von New Hampshire, um sie zu besuchen; das ist nicht weit, circa 45 Minuten. Und hier beginnt die Fortsetzung der Geschichte. Ich sitze in einer Versammlung in Boston und der Bischof sagt: „Wer von Ihnen vorhat, in den nächsten Monaten auf Mission zu gehen, soll bitte die Hand heben.“ Und ich schwöre, dass ich nicht übertreibe, aber ich sitze da und schaue zur Seite und mein Arm ist erhoben. Und ich bin schockiert. Das war einer dieser Momente. Und von dem Moment an fühlte ich mich zu dieser „Gegenwart“ hingezogen. In mir begann das Gefühl—ich weiß nicht genau, wie ich das ausdrücken soll—dass jemand über mich wachte und dass dieser Jemand um mich besorgt war und dass diese Personen mich in ihre Richtung zogen. Ich setzte mich also mit dem Bischof in Verbindung, meldete mich bei der Universität ab und dachte: „Nun gut, ich werde das wohl tun.“ Und ich tat es. Ich vertraute mich dieser Anziehung an.
Glaube ist nicht blind: Wenn das ein Roman wäre, würde ich bei dieser Seite gerne eine Minute lang verweilen und dann sagen: „Moment mal, was geschieht hier? Inwiefern folgt unser Hauptdarsteller dem, was immer es auch ist?“ Inwiefern wusstest Du, was es war, und wie würdest Du erklären, weshalb Du dem gefolgt bist? Denn wenn wir darüber sprechen, dass Glaube nicht blind ist, waren es dann nur diese Gefühle, die Dich drängten? Wie würdest Du Deine Gefühle beschreiben und wieso Du Dich entschlossen hast, dem zu folgen?
Eric: Ich glaube, ich tat das, weil ich diese Gefühle wiedererkannte.
Glaube ist nicht blind: Aus Deiner Kindheit?
Eric: Ja. Natürlich gehören Vernunft und Erfahrung und all das dazu. Doch gleichzeitig fühlte ich ein unwiderstehliches Drängen—im besten Sinne. Ich weiß nicht, wie man behaupten kann, etwas Unwiderstehliches sei großartig—wenn man gleichzeitig fühlt, keine Kontrolle darüber zu haben—aber ich hatte Kontrolle und ich wusste das. Aber es gab auch etwas, das mir keine Ruhe ließ. Das konnte ich spüren. Und ich weiß nicht wieso, aber es war das Gefühl, dass es an der Zeit ist, woanders zu sein. Und dass ich genau da sein sollte. Und das klingt nach der früheren Erfahrung der „Gegenwart“, die ich als Kind gespürt hatte. Und ich wusste, dass es genau das war.
Glaube ist nicht blind: Und wann hast Du, als Du dem gefolgt bist, erkannt, dass es nicht leicht sein würde? Wir möchten so gerne glauben, dass Du dem einfach folgen konntest und dass alles einfach wäre und Du danach für immer glücklich sein würdest. Aber kannst Du Dich an Zeiten auf Deiner Mission erinnern, wo Du auf Ungewissheiten und Schwierigkeiten gestoßen bist und damit konfrontiert wurdest, was die Folgen dieser wundersamen Erfahrung sein könnten?
Eric: Es war hart, denn es gab viele solcher Momente.
Glaube ist nicht blind: Jene Scheiben und Stücke.
Eric: Ja. Viele Momente, wo ich in Bezug auf den Propheten Joseph und das Buch Mormon den Geist spürte. Das konnte ich fühlen. Und ich denke, jeder Missionar erlebt so etwas. Man denkt dann: „Ich habe diese Botschaft erhalten. Ich kann spüren, dass ich da bin, wo ich sein sollte.“ Und dann kommt man da an und sagt etwas auf Französisch und keiner will zuhören oder man versteht dich nicht. Das war eine ständige Herausforderung—diese meiner Meinung nach wichtige Botschaft, aber nichts, was ich tue, funktioniert. Und natürlich ist das ein wenig übertrieben. Doch war es nicht so erfolgreich, wie man es erhofft hatte—zumindest wenn man Erfolg an der Anzahl der Taufen messen will. Das war schwierig. Und dann muss ich auf Mission auch noch eine Notoperation erleben.
Glaube ist nicht blind: Wenn ich das alles nicht schon wüsste, würde ich jetzt denken: „Das ist einfach nicht fair. Das ist zu viel Widerstand für einen Menschen.“ Und ich kann mich daran erinnern, das damals so empfunden zu haben. Aber wie bist Du damit umgegangen, insbesondere weil Du ja wenig Erfahrung in der Kirche gehabt hattest und wohl auch relativ wenig Erfahrung mit dem Geist? Was hielt Dich dort, statt einfach nach Connecticut nach Hause zu flüchten?
Eric: Na ja, es war dasselbe. Ich erinnere das sehr lebhaft. Ich hatte große Angst. Eine Notoperation macht wohl niemals Spaß, aber mit einer fremden Sprache ist es noch schwieriger. Und ich erinnere mich daran, wie mein Missionspräsident zu mir kam, um mit mir zu reden, und sagte: „Also, ich möchte Sie deswegen nicht nach Hause schicken.“ Und das war wunderbar. Weißt Du, er wollte immer offen zu mir sein und dafür war ich dankbar. Und ich dachte bei mir: „Dies ist meine Chance. Hier ist die Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-Karte, für die mich keiner schuldig sprechen kann.“ Aber es war auch etwas, wieder im Krankenhaus zu sein. Seit meinem Unfall war ich nie wieder dort gewesen. Und es war etwas Besonderes dabei, wieder dort zu sein. Ich glaube, ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit für mich war, ein Opfer zu bringen. Und mir zu sagen: „Ich werde das tun. Ich habe die Chance, nach Hause zu gehen, das werde ich aber nicht tun.“ Ich hatte Gottes Liebe gefühlt. Ich glaube, ich wollte Gott sagen: „Ich bin bereit, das zu tun.“ Und genau das geschah in diesem Moment. Es war mein Moment.
Also werde ich operiert und alles ist in Ordnung. Aber wegen der Operation musste ich im Haus des Missionspräsidenten genesen; deshalb diente ich im Missionsbüro. Ich kam dort mit einigen der besten Elders zusammen—einfach einigen der besten. Und mit denen zusammen zu sein änderte mein ganzes Leben. Und ich glaube, dass ich dort lernte, Gott zu vertrauen, weil ich mit ihnen zusammen war. Ich denke, ich lernte von ihnen, ich selbst zu sein und ein Mitglied der Kirche zu sein. Denn ich hatte mich in der Kirche immer ein wenig wie ein Außenseiter gefühlt. Denn unsere Familie war doch ganz anders gewesen. Wir machten Dinge anders als die Mormonenfamilien in den Werbespots. Während ich aufwuchs, hatte ich immer das Gefühl, jemand anders sein zu müssen, als ich wirklich war.
Glaube ist nicht blind: Ich glaube, viele Menschen denken das. Wie in dem Buch Glaube ist nicht blind—wo wir denken, wir müssten dem Ideal entsprechen—was immer das bedeutet. Dieses Ideal in den Videoclips der Kirche. Und wenn ich irgendwie anders bin, gehöre ich nicht dazu.
Eric: Und bei dem Versuch, als ein Connecticut Yankee in einer Teilmitgliederfamilie, der mehr bei Katholiken aufgewachsen war als bei Mormonen, ein Vorbild zu sein, fühlt man sich immer als Außenseiter. Ich habe mich immer so gefühlt, wenn irgendjemand etwas Negatives über die Katholiken gesagt hat. Im MTC, wenn einer der Missionare etwas Negatives über Katholiken sagte, verlor ich die Fassung, weil ich die Dinge anders sah.
Aber zurück zu meiner Erfahrung nach der Operation und zu meinem Vertrauen in Gott; ich entschloss mich also, in Frankreich operiert zu werden. Und plötzlich öffnet sich alles. Und plötzlich spüre ich: „Ich kann im Evangelium ich selbst sein.“ Und ich habe diese wunderbaren Freunde, diese anderen Missionare. Sie waren einfach phantastisch. Und wir liebten die Arbeit und wir liebten einander und wir hatten viel Freude in ansonsten schwierigen Umständen. Südwest-Frankreich war nicht einfach. Aber ich liebte diese Männer wie meine Brüder und sie bedeuteten mir sehr viel. Und am Ende lehrte es mich etwas über Gottvertrauen und Vertrauen in jene „Gegenwart“, die nach meinem Gefühl seit meiner Kindheit bei mir war.
Glaube ist nicht blind: Wir haben viel über Fundamente gesprochen. Und diese fundamentale Erfahrung war in vielerlei Hinsicht ein Umbruch, doch bildete sie das Fundament für Dich, um heimzukommen und den Rest Deines Lebens zu leben. Wie half Dir diese Erfahrung auf Mission, Dich zu dem zu entwickeln, der Du jetzt bist?
Eric: Ich glaube, dass mein Vertrauen groß genug wurde, keine Angst oder Befürchtungen zu haben. Ich hatte keine Sorge, dass Gott mir irgendwie wehtun oder etwas Schlimmes geschehen würde. Letztlich geht es darum, wie groß das Vertrauen ist. Ich dachte bei mir: „So funktioniert es also, wenn wir uns entscheiden, Gott ein Opfer darzubringen.“ Und ich weiß nicht, wie ich das genau ausdrücken soll, aber wenn wir uns entscheiden, ihm etwas zu opfern, segnet er uns für dieses Opfer. Ich will damit nicht sagen, dass ich etwas wegen der Segnungen tat, und es bedeutet auch nicht, dass wir immer auf eine Art gesegnet werden, die wir sehen oder verstehen können. Aber solches Vertrauen in Gott müssen wir haben. Und jetzt—Jahre nach meiner Mission—habe ich das Gefühl, nur aus Dankbarkeit zu opfern, weil ich mit so vielem gesegnet worden bin, dass ich opfern und opfern muss, um all das irgendwie auszugleichen, was er mir gegeben hat. Ich meine, in solchen Momenten gelernt zu haben, dass Opfer wirklich eine Methode sind, um klarer zu erkennen, was geschieht. Sie erlauben uns, Dinge loszulassen, von denen wir meinen, dass wir sie brauchen, und erlauben uns auch, Gott einfach zu vertrauen. Und ich glaube, dass man aus diesem Grund Opfer bringt.
Glaube ist nicht blind: Wie bewahrst Du Dir dieses Gefühl des Opferns im täglichen Leben? Das Wort „sacrifice“ enthält die Wurzel „sacra“, etwas heilig machen. Wie machst Du das heute noch? Wir haben sieben Kinder und ein geschäftiges Leben. Du unterrichtest Studenten. Wie sieht das heute für Dich aus?
Eric: Ich glaube, das hat viel mit dem Grund und der Motivation zu tun. Mit dem Grund, weshalb ich etwas tue—dem Umgang mit unseren Kindern oder dem Umgang mit den Studenten, und das ist auch Teil des Grundes, weshalb ich Englischprofessor bin. Ich glaube, dass Geschichten und Narrative und Sprache mir nicht nur beruflich geholfen haben, sondern auch spirituell. Worum ich mich in meinen Klassen bemühe, ist, daran zu denken, weshalb ich meine Studenten unterrichte. Zum großen Teil geht es darum, ihnen etwas zu geben, was ihnen später in ihrem Leben helfen kann. Und daran denke ich auch bei unseren eigenen Kindern. Ich möchte ihnen helfen, sodass sie nicht das erleben müssen, was ich erlebt habe, als ich so zu kämpfen hatte. Ich bemühe mich, ihnen Werkzeuge und Ideen zu geben, die ihnen in ihrer Zukunft helfen können und auch in ihrer Beziehung zu Gott. Und auf diese Weise bringe ich Opfer dar und auf diese Weise ehre ich Gott, weil er mir so viel gegeben hat.
Glaube ist nicht blind: Ein Grund, weshalb ich Deine Geschichte so sehr liebe—und deshalb ist diese Geschichte eine der ersten in unserem Podcast—ist ganz klar, weil ich Dich und Deine Geschichte liebe. Aber es ist keine Geschichte, wie man sie sich wünscht. Es ist keine einfache Geschichte. Aber es ist eine Geschichte, die anerkennt, wie wertvoll es ist, Gott in unsere Geschichte aufzunehmen. Vielleicht die letzte Frage, die ich Dir stellen möchte: Was würdest Du Menschen raten, die das Gefühl haben, einen Bruch in ihrer Geschichte zu haben, und nicht wissen, wie sie weitermachen sollen oder wie sie ihre Geschichte besser machen können. Ich weiß, dass Du mit deinen Studenten viel darüber sprichst, aber was ist der Hauptgedanke, mit dem wir hier enden könnten?
Eric: Es war interessant für mich, wie Du über Menschen sprichst, die sich gebrochen fühlen oder einen Bruch in ihrer Geschichte haben. In gewisser Weise erklärt das meine Liebe für amerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts mit moderner und postmoderner Tradition. Man findet in ihr keine ordentlichen und klaren Handlungen. Vielmehr hat sie offene Enden und viele Fragen.
Glaube ist nicht blind: Meine Studenten fragen mich immer: „Warum müssen wir so bedrückende Geschichten lesen?“ Und Deine Geschichte könnte man auch so betrachten: „Ach, was für eine bedrückende Geschichte.“ Doch siehst Du sie nicht so. Weshalb nicht?
Eric: Ich habe bisher noch nicht daran gedacht, beides in Beziehung zueinander zu setzen, aber sie verbindet der interpretierende Prozess der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Zum Beispiel liest man eine Geschichte, und meine Studenten fragen dann manchmal: „Was ist da gerade geschehen?“ Es gibt keinen erkennbaren Sinn. Es gibt kein „und so sehen wir“ am Ende der Geschichte. Und ich glaube, dass ist der Moment, wo wir unsere interpretatorischen Fähigkeiten anwenden und sagen können: „Also, was können wir aus dieser Erfahrung lernen?“ Und ich denke, Du kannst hier für mich vielleicht eine kleine biografische Verbindung zu diesen Geschichten erkennen. Meine Studenten fragen oft: „Warum mögen Sie solche Geschichten?“ Ich antworte immer: „Weil das alles gute Geschichten sind.“ Ich weiß aber auch, dass es eine biografische Verbindung gibt. Mein halbes Leben oder mehr war so. Ich glaube, dass es großer Fähigkeit bedarf, sagen zu können: „Hier ist diese Geschichte und hier ist, was gerade passiert.“ Und wir müssen uns die Frage stellen: „Was könnte dies bedeuten?“
Glaube ist nicht blind: Als Student und sogar als Leser unserer eigenen Geschichte oder der Geschichte anderer Menschen mögen wir fragen wollen: „Was bedeutet das?“ Oder im Tempel wollen wir fragen: „Erkläre mir genau, was das bedeutet.“ Wieso meinst Du, das sei eine bessere Frage?
Eric: Genau das sage ich meinen Studenten. Ich erkläre ihnen, dass „Was bedeutet das?“ die falsche Frage ist. Und das schockiert sie. Und dann erkläre ich ihnen, dass die bessere Frage lautet: „Was könntedas bedeuten?“ Die Frage „Was könnte das bedeuten?“ legt nahe, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt. Und dann müssen wir uns erarbeiten, welche Möglichkeiten es gibt und welche davon die beste Interpretation ist. In der Literatur sprechen wir von Belegen aus dem Text. Wir sprechen über Form und Inhalt und all diese Kriterien, aber man kann diese Frage auch auf den Glauben anwenden und besonders, wenn es für uns um den eigenen Glauben und verstörende Erfahrungen geht. Wir machen Erfahrungen, die einfach brutal sind. Ich denke an die Geschichte meiner Mutter, die kein glattes und ordentliches Ende hat. Und ich denke daran, dass ich jetzt 43 bin und dass meine Mutter mit 38 Jahren starb. Ich bin schon fünf Jahre älter, als sie je wurde. Und ich denke daran, dass sie nie die Chance bekam, ihre Geschichte zu revidieren. Und ich schaue darauf und denke: „Wow. Es gibt für ihre Geschichte kein denouement(Auflösung der Spannung), es bleibt unbestimmt.“ Dennoch kann man bei einer solchen Erfahrung oder einem solchen Leben zurückschauen und fragen: „Was könnte das bedeuten?“
Glaube ist nicht blind: Das gefällt mir, weil es nicht nur analytische Tiefe hat, sondern auch Potenzial. Was könnte das für die Zukunft bedeuten?
Eric: Und genau das bewirkt die Erlösung durch Christus für jede unserer Lebensgeschichten. Sie gibt uns Möglichkeiten für die Zukunft—den Schluss, den wir uns wünschen. Wir mögen solch ein Ende erst in der Ferne der Ewigkeit sehen, aber die Erlösung durch Christus kann uns von allem erlösen, was uns in unserem Leben passiert—von allem, was unsere Geschichte unterbricht.
Glaube ist nicht blind: Wenn wir uns dafür entscheiden, ihn zu einem Teil unserer Geschichte zu machen. Und das liebe ich an Deiner Geschichte so sehr. Danke, dass Du mich und alle, die sie hören oder sehen werden, daran teilhaben lässt. Ich glaube an Dein immerwährendes ewiges Glück, weil …
Eric: Du es bist.
Glaube ist nicht blind: Ja. Und Dein immerwährendes ewiges Glück ist auch meines. Danke, dass Du das mit uns teilst. Danke fürs Zuhören. Dies war Eric d’Evegnée und dies ist der Podcast Glaube ist nicht blind. Danke, dass Sie dabei waren